Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus - Veranstaltungsreihe vom 9. November 2003 - 30. Januar 2004

9. November 2003 bis 30. Januar 2004
Euthanasie im Nationalsozialismus - Kontinuitäten und Brüche am Beispiel Göttingens
Ausstellung der Geschichtswerkstatt Göttingen e.V.
In der Ausstellung geht es um die Geschichte der Medizinischen Fakultät der Universität Göttingen sowie der Göttinger Kliniken im Nationalsozialismus. Wie veränderten sich die medizinische Wissenschaft und die Therapie von Kranken nach 1933? - Welche Haltung hatten Göttinger Medizinwissenschaftler zur rassistischen Gesundheitspolitik der Nationalsozialisten? Wie verliefen ihre Karrieren in der NS-Zeit und nach 1945?
Veranstaltet von der Geschichtswerkstatt Göttingen e.V.
Ausstellungsort: Schaufenster der IG-Metall, Platz der Synagoge

Samstag, 8. November 2003, 20 Uhr
Die Lange Nacht der Ethik und der Erinnerung
mit Rabbinerin Eveline Goodman-Tau
Das Prinzip Verantwortung des jüdischen Religionsphilosophen Hans Jonas gewinnt Brisanz im Zuge der historischen Erfahrungen des Nationalsozialismus, der erneut anwachsenden fremdenfeindlichen Gewalt, aber auch der zunehmenden Verknüpfung von Technologie, Wirtschaft und Politik. Wir wollen uns der Frage einer Erinnerungsethik aus den Quellen des Judentums zuwenden.
Veranstaltet vom Jüdischen Lehrhaus Göttingen
Arbeit und Leben, Lange Geismarstr. 72

Sonntag, 9. November 2003, 18 Uhr
30 Jahre Mahnmal in Göttingen
Gedenkveranstaltung
SchülerInnen des Max-Planck-Gymnasiums lesen selbst recherchierte Texte.
Musik: "Klezmania", Göttingen
Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und der Stadt Göttingen
Platz der Synagoge

Mittwoch, 12. November 2003, 19.30 Uhr
"Ich hab Angst, Auschwitz könnte nur schlafen."
Lesung und Diskussion mit Ceja Stoika
Ceja Stoika wurde 1933 geboren und als sogenannte "Zigeunerin" verfolgt.
1943 wird sie als 10jährige mit ihrer Mutter und ihren 5 Geschwistern erst nach Auschwitz, dann nach Ravensbrück und Bergen-Belsen deportiert. Als Erwachsene veröffentlichte sie ihre Erinnerungen in Bildern, Büchern, Liedern und Texten und kämpft damit bis heute für Achtung und Respekt gegenüber Roma und Sinti. Denn ihre Geschichte ist nicht nur die der Verfolgung von Roma und Sinti im Nationalsozialismus, sondern auch die der Kontinuität der Ausgrenzung bis heute. So wird es am Ende der Lesung einen kurzen Überblick über die Situation von Roma im ehemaligen Jugoslawien und die Situation von jenen, die vor ihrer Verfolgung dort nach Deutschland geflohen und nun von Abschiebung bedroht sind, geben.
Veranstaltet vom AK Asyl in Kooperation mit dem Bündnis "Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus - 27. Januar"
Altes Rathaus, Am Markt

Sonntag, 16. November 2003, 19 Uhr
Martin Doerry liest:
"Mein verwundetes Herz" - Das Leben der Lilli Jahn 1900-1944
Kern des Buches ist ein Briefwechsel zwischen der jüdischen Ärztin Lilli Jahn und ihren Kindern. Im Jahre 1942 verliert Lilli Jahn den Schutz, den ihr die Ehe mit dem nichtjüdischen Arzt Ernst Jahn vor der nationalsozialistischen Verfolgung bietet, als dieser sich von ihr scheiden lässt. Sie wird im Außenlager Breitenau bei Kassel inhaftiert und schließlich nach Auschwitz deportiert, wo sie 1944 ermordet wird.
Veranstaltet vom Kino Lumière, dem Buchladen Rote Straße, der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und der Geschichtswerkstatt Göttingen e.V.
Lumière, Geismarlandstraße 19

Donnerstag, 20. November 2003, 20 Uhr
Cantaton: Literatur im Exil
Ein literarisch-musikalischer Abend
Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, verließen ungezählte Intellektuelle das Land: zu Hause verleumdet und ausgebürgert, litten gerade die Schriftsteller im Exil unter existenzieller Not und dem Verlust der muttersprachlichen Umgebung. Das Ensemble Cantaton bietet so entstandene Exilliteratur in Musik und Lesungen dar.
Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit
Lumière, Geismarlandstraße 19

Samstag, 6. Dezember 2003, 12.00 Uhr
Führung durch die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora
Bauliche Relikte und Mahnmale erinnern im Südharz an das KZ Mittelbau-Dora, dessen Insassen 1943 bis 1945 V-Waffen herstellen und Untertagefabriken ausschachten mussten. Gedenkstättenleiter Jens-Christian Wagner wird während der Führung durch das Lagergelände und den Stollen Einblicke in die Geschichte des Lagers geben und die Neukonzeption der Gedenkstätte vorstellen.
Veranstaltet von der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora
Treffpunkt: Verwaltungsgebäude der Gedenkstätte, Kohnsteinweg 20, Nordhausen

Donnerstag, 11. Dezember 2003, 19.30 Uhr
Enkel berichten
Gesprächsrunde mit Justine Wazansky-Krack, Enkelin des ehemaligen Leiters des Frauen-KZ Moringen, und Hugo Rübesamen, Enkel eines ehemaligen Häftlings im Männer-KZ Moringen.
Veranstalter: VVN/BdA und KZ-Gedenkstätte Moringen
Holbornsches Haus, Rote Str. 34

Sonntag, 14. Dezember 2003, 16 Uhr
Die jüdischen Feiertage im Spiegel der Liturgie anhand von Gesangsbeispielen
Café-Konzert mit Kantor Jochen Fahlenkamp (Berlin)
Veranstaltet vom Jüdischen Lehrhaus Göttingen
Arbeit und Leben, Restaurant, Lange Geismarstr. 72

Sonntag, 11. Januar 2004, 11.30 Uhr
Zeugnisse aus Stein
Führung über den Jüdischen Friedhof Göttingen mit dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Harald Jüttner.
Veranstaltet von der Jüdischen Gemeinde und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit
Treffpunkt: An der Gerichtslinde/Kasseler Landstraße (bitte Kopfbedeckung mitbringen!)

Donnerstag, 15. Januar 2004, 20 Uhr
Verbrechen der Gebirgsjäger in Griechenland
Vortrag von Prof. Dr. Christoph Schminck-Gustavus, Universität Bremen
In seinem Dia-Vortrag schildert Prof. Schminck-Gustavus am Beispiel des Massakers in dem Dorf Lyngiades Kriegsverbrechen von Gebirgsjäger-Truppen der Wehrmacht in Griechenland. Er thematisiert dabei auch die Folgen und den Umgang mit diesen Verbrechen nach 1945.
Veranstaltet von der OLAfA in Kooperation mit der Geschichtswerkstatt Göttingen e.V.
DGB-Haus, Obere Masch 10

Mittwoch, 17. Januar 2004, 14.30 Uhr
Jugendkonzentrationslager Moringen (1940-1945)
Führung mit Annegrit Berghoff
Die Häftlinge des Jugend-KZ Moringen waren SS-Terror, Hunger und Zwangsarbeit ausgesetzt. Unter Leitung von Dr. Robert Ritter versuchten hier so genannte Kriminalbiologen, ihre These, wonach Kriminalität und "Asozialität" erblich bedingt seien, mit pseudowissenschaftlichen Untersuchungen an den Häftlingen zu belegen.
Veranstaltet von der KZ-Gedenkstätte Moringen
KZ-Gedenkstätte Moringen

Dienstag, 20. Januar 2004, 18 Uhr
Deformation der Persönlichkeit und Zerstörung der Politik im 'Dritten Reich'
Vortrag von Prof. Dr. Hans Mommsen, München
Hans Mommsen, einer der führenden deutschen Zeithistoriker, diskutiert, wie die Auflösung moralischer Hemmungen zur Zerstörung der politischen Kultur und zur 'Mittätergesellschaft' im Nationalsozialismus geführt hat.
Veranstaltet vom Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte in Kooperation mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit
Zentrales Hörsaalgebäude der Universität Göttingen, Platz der Göttinger Sieben, Raum: ZHG 009

Freitag, 23. Januar 2004, 20 Uhr
"Ich frisierte ihn und seine beiden Söhne."
Zeitzeugengespräch mit Józef Paczynski, ehemaliger Häftling im KZ Auschwitz
Józef Paczynski wurde im Juni 1940 mit dem ersten Transport aus Tarnów (Polen) in das Konzentrationslager Auschwitz verschleppt. Durch einen Zufall wurde er Frisör des Lagerkommandanten Rudolf Höß. Regelmäßig musste er dem Kommandanten in dessen Villa die Haare schneiden und ihn rasieren. Im Januar 1945 kam Józef Paczynski mit dem letzten großen Transport aus Auschwitz in das KZ Mauthausen.
Veranstaltet von OLAfA (Offene Linke - Alles für Alle) in Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk Stanislaw Hantz, Kassel
Lumière, Geismarlandstraße 19

Dienstag, 27. Januar 2004, 14 Uhr
"Die gerettete Freude" 1925-1945
Autorenlesung der Zeitzeugin Hermine Schmidt aus ihrer Autobiographie und Gespräch mit Horst Schmidt, Todeskandidat wegen Kriegsdienstverweigerung.
Veranstaltet von der Geschwister-Scholl-Gesamtschule
Kurt-Huber-Weg 1-5, Göttingen.

Dienstag, 27. Januar 2004, 20 Uhr
Lin Jaldati 1912-1988
Konzert mit Jalda Rebling (Gesang) und Tobias Morgenstern (Akkordeon)
Lin Jaldati, eine Tänzerin und Sängerin aus Amsterdam, ging gemeinsam mit ihrer Schwester Jannie Brandes-Brilleslijper (1916-2003) den Weg, der laut Beschluss der Wannseekonferenz von 1942 ihr letzter sein sollte: Westerbork-Auschwitz-Bergen-Belsen. Jalda Rebling, Tochter von Lin Jaldati, nach der Shoa geboren, wird mit Liedern ihrer Mutter und Texten, die ihre Kindheit begleiteten, ein sehr persönliches Konzert aus Anlass des 58. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz geben. Anne Frank, Margot Frank, Sonja van Amstel waren an diesem Tag vor 58 Jahren noch am Leben.
Veranstaltet vom Bündnis "27. Januar - Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus"
Altes Rathaus, Am Markt

Freitag, 30. Januar 2004, 16 Uhr
Medizin im Nationalsozialismus in Göttingen
Stadtrundgang der Geschichtswerkstatt Göttingen e.V.
Die Stadtführung auf dem ehemaligen Gelände des Universitätsklinikums vermittelt die Geschichte der medizinischen Wissenschaften im Nationalsozialismus und ausgewählter Professoren der Medizinischen Fakultät der Universität Göttingen. Weitere Themen sind: Zwangssterilisationen in der Universitätsfrauenklinik - Euthanasie und die Heil- und Pflegeanstalt Göttingen - Zwangsarbeiter/innen in den Universitätskliniken.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich!
Dauer: ca. 1 ½ Stunden.
Treffpunkt: Haupteingang der Neuen Universitätsbibliothek, Platz der Göttinger Sieben 1
Veranstaltet von der Geschichtswerkstatt Göttingen e.V.

Die Veranstaltungsreihe wurde konzipiert und organisiert von:
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) Region Südniedersachsen. Gedenkstätte KZ Mittelbau-Dora, Gedenkstätte KZ Moringen, Geschichtswerkstatt Göttingen e.V., Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Jehovas Zeugen e.V., Jüdische Gemeinde Göttingen, Jüdisches Lehrhaus Göttingen e.V., OLAfA (Offene Linke - Alles für Alle), VVN/BdA, mehreren Einzelpersonen und in Kooperation mit dem Bildungswerk verdi i.L. Nds. e.V.

Gefördert von der Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung und vom Kulturamt der Stadt Göttingen