Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus - Veranstaltungsreihe vom 9. November 2007 - 31. Januar 2008

Freitag, 9. November 2007, 18 Uhr Mahnmal am Platz der Synagoge, Göttingen
Die Nacht, als die Synagoge brannte – Göttinger Jugendliche befragen letzte Zeitzeugen Gedenkstunde anlässlich der Pogromnacht von 1938, gestaltet von KonfirmandInnen der Evangelisch-Reformierten Kirchengemeinde.
Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V. und der Stadt Göttingen

Samstag, 10. November, 19 Uhr Arbeit und Leben, Lange Geismarstraße 72, Göttingen
Lange Nacht der Erinnerung
Der Abend des 9. November fällt in diesem Jahr auf Erev Schabbat. Die Nacht der Erinnerung findet deshalb einen Tag später statt. Wir beginnen mit der Hawdalah, dem Gebet zum Sabbat-Ausgang, und widmen uns dann einige Stunden einem – leider nicht nur aus historischer Sicht – aktuellen Thema: Exil gehört seit Jahrtausenden zum jüdischen wie nicht-jüdischen Schicksal. Nach einem einführenden Referat von Francois Lilienfeld werden in Arbeitsgruppen literarische Texte und Zeitzeugnisse untersucht. Im Mittelpunkt stehen Persönlichkeiten, die vom Nazi-Regime verbannt wurden. Für leibliche Stärkung ist gesorgt!
Veranstaltet vom Jüdischen Lehrhaus

Mittwoch, 14. November 2007, 18 Uhr Freie Altenarbeit, Am Goldgraben 14, Göttingen
"Zeit (zu) reisen – potovanje skozi čas”: Jugendliche im Gespräch über den Nationalsozialismus
Erzählcafé
Die KZ-Gedenkstätte Moringen organisierte im Sommer 2007 ein gemeinsames Reise- und Geschichtsprojekt von Jugendlichen aus Moringen und Jugendlichen der slowenischen Minderheit in Kärnten. Seit 1943 wurden in das Jugend-KZ Moringen zahlreiche junge Menschen aus dem slowenisch-österreichischen Grenzgebiet eingewiesen. Im Erzählcafé werden uns SchülerInnen der Gesamtschule Moringen über ihren Kontakt zu den slowenischen Jugendlichen berichten und danach im gemeinsamen Gespräch mit den BesucherInnen über ihren Umgang mit der NS-Vergangenheit reflektieren.
Veranstaltet von der Freien Altenarbeit e.V. und der KZ-Gedenkstätte Moringen

Samstag, 24. November 2007, 19.30 Uhr Gemeindesaal der Evangelisch-Reformierten Kirche, Untere Karspüle 12, Göttingen
"Mein Lied geht weiter" – Mascha Kaleko (1907-1975)
Lesung mit Live-Musik
Anlässlich des 100. Geburtstages der polnisch-deutsch-jüdischen Dichterin haben Christina Bolte (Gedichte) sowie Yoko Teuteberg (Klarinette) und Marko Jünemann (Akkordeon) eine Hommage mit musikalischer Begleitung zusammengestellt.
Veranstaltet von der Jüdischen Gemeinde und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V.

Donnerstag, 29. November 2007, 19.30 KZ-Gedenkstätte, Lange Straße 58, Moringen
"Auf dem Hauptgebäude die weiß-rote Fahne gehisst...": Polnische displaced Persons in Moringen 1945-1951.
Vortrag mit Stefan Wilbricht (Göttingen)
Auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Moringen wurde unmittelbar nach dem Krieg ein Auffanglager für Polen errichtet. Wie ist dieses Lager entstanden, wie war seine Verbindung zur Stadt? Wie sahen Leben und Alltag seiner Bewohner aus? Und was wurde aus seinen Bewohnern nach der Auflösung des Lagers? Diesen und ähnlichen Fragen widmet sich Stefan Wilbricht im Rahmen einer Magisterarbeit an der Universität Göttingen. In seinem Vortrag stellt er erste Ergebnisse seiner Forschung vor.
Veranstaltet von der KZ-Gedenkstätte Moringen

Samstag, 8. Dezember 2007, 14.30 Uhr
Führung zum Jugend-KZ Moringen
Die Häftlinge des Jugend-KZ Moringen waren SS-Terror, Hunger und Zwangsarbeit ausgesetzt. Ab 1941 war das Jugend-KZ Experimentierfeld innerhalb der nationalsozialistischen Rassenpolitik. Unter Leitung von Dr. Robert Ritter versuchten so genannte Kriminalbiologen, ihre These, wonach Kriminalität und "Asozialität" erblich bedingt seien, mit pseudowissenschaftlichen Untersuchungen an den Häftlingen zu belegen. Die Führung zum ehemaligen Jugend-KZ übernimmt Hans Helms, pädagogischer Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte Moringen.
Nähere Informationen und Anmeldung: KZ-Gedenkstätte Moringen, Telefon 05554-2520, info@gedenkstaette-moringen.de

Donnerstag, 13. Dezember, bis Sonntag, 16. Dezember
Bahnhof Göttingen
Zug der Erinnerung
Rollende Ausstellung zum Gedenken an die Deportationen 1941 bis 1945
Der "Zug der Erinnerung" fährt in diesem Herbst und Winter auf 3000 Kilometern quer durch Deutschland. Entlang den früheren Deportationsstrecken der Deutschen Reichsbahn steuert er die Wohnorte der von den Nazis verschleppten und ermordeten Kinder an – vor allem Kinder jüdischer Eltern, aber auch von Sinti und Roma oder von Nazi-Gegnern. Eine mobile Ausstellung, die das Deportationsschicksal in fünf Waggons darstellt, will insbesondere Jugendliche zur Spurensuche nach örtlichen Lebenszeugnissen der mehreren zehntausend deportierten Kinder anregen. Gleichzeitig geht es beim "Zug der Erinnerung" aber auch um das reibungslose bürokratische System, das die Deportationen möglich machte – nicht zuletzt dank der vorbehaltlosen Mitwirkung der Bahn. Weitere Informationen zum Stopp des "Zugs der Erinnerung" in Göttingen und zum Begleitprogramm finden Sie in Extra-Flyern.

Dienstag, 8. Januar 2008, 20 Uhr Kino Lumière, Geismar Landstraße 19, Göttingen
"Gestohlene Jugend. Jugend-KZ’s im Nationalsozialismus".
Ein Film von Iris Berghöfer und Heiner Thimm.
Anschließend besteht die Gelegenheit zum Gespräch mit der Filmemacherin. Mit viel Ruhe lässt der Film ehemalige Häftlinge der Jugendkonzentrationslager Moringen und Uckermark zu Wort kommen. Die heute Achtzigjährigen erzählen wie sie als 15- oder 16-jährige Jugendliche von einem Tag auf den anderen aus dem Kreis ihrer Familien und FreundInnen heraus verhaftet wurden. Sie berichten von ihrer Ankunft im Lager, vom Häftlingsalltag, von Zwangsarbeit und Hunger, von Terror und drakonischen Strafen der SS und von der ganz persönlichen Not jedes Einzelnen in dieser von Rechtlosigkeit und Willkür geprägten Situation. Das Ende der Haft kam für die meisten von ihnen erst im Frühjahr 1945. Wenn sie sich heute erinnern, fällt ihr Blick auf eine gestohlene Jugend.
Veranstaltet von der KZ-Gedenkstätte Moringen und dem Kino Lumière

Sonntag, 13. Januar, 2007, 11.30 Uhr
Zeugnisse aus Stein
Führung über den jüdischen Friedhof in Göttingen
Treffpunkt: An der Gerichtslinde/Kasseler Landstraße, Göttingen
Veranstaltet von der Jüdischen Gemeinde

Mittwoch, 16. Januar 2008, 20 Uhr DGB-Haus, Obere Maschstraße 10, Göttingen.
Kontinuität im Wandel: Die Erinnerung an die NS-Vergangenheit im 21. Jahrhundert
Vortrag mit dem Historiker Marc Czichy (Göttingen)
Gegenwärtig ist der Umgang mit der NS-Vergangenheit in der Bundesrepublik, aber auch im internationalen Kontext starken Wandlungen unterworfen. Insbesondere die Begriffe "Universalisierung" und "Internationalisierung" markieren die aktuellen Debatten um die Zukunft des Erinnerns an die NS-Verbrechen und des Gedenkens an deren Opfer. Der Historiker Marc Czichy setzt sich in seinem Vortrag kritisch mit diesen Begriffen und ihren Inhalten auseinander und erläutert ihre geschichtspolitische Funktion im Prozess der Neugestaltung des Umgangs mit der NS-Vergangenheit.
Veranstaltet von der OLAfA (Offene Linke – Alles für Alle)

Donnerstag, 24. Januar 2008, 19 Uhr DGB-Haus, Obere Maschstraße 10, Göttingen Erinnerungs- und Geschichtspolitik in Deutschland Vortrag mit dem Politikwissenschaftler Samuel Salzborn (Universität Gießen) Geschichtspolitik in der Bundesrepublik lässt sich als Deutungskampf begreifen. Gegenstand dieses Kampfes ist nicht nur die historische Wahrheit, sondern auch und vor allem die Frage der Bedeutung der Vergangenheit für die Gegenwart. Der Giessener Politikwissenschaftler Samuel Salzborn wird diese funktionale Seite von "Erinnerung" in der Bundesrepublik einer kritischen Betrachtung unterziehen. Veranstaltet von der DGB-Jugend und der VVN-BdA

Sonntag, 27. Januar 2008, 20 Uhr Altes Rathaus, Kornmarkt, Göttingen
"Mir lejben eiwig": Jiddische Lieder
Blick zurück nach vorn: Konzert zum Internationalen Holocaust-Gedenktag mit Klezmersänger Mark Aizikovitch und Ensemble
Der russisch-jüdische Sänger Mark Aizikovitch lässt in Liedern eine Welt, eine Sprache von einst wieder auferstehen. Dabei entdecken er und sein Ensemble jene Lieder, die noch nicht zum herkömmlichen Mainstream-Klezmer-Repertoire gehören. Musikalisch virtuos schickt er mit weitgehend unbekannten Texten und Melodien den Hörer auf die Reise in die unterschiedlichsten Stimmungen, in die Reichhaltigkeit jiddischen Liedgutes. Die existenziellen Themen einer Zeit, die von Bedrohung und Repression geprägt war, bilden einen Spannungsbogen zu den schönen und fröhlichen Seiten des Lebens , die die Menschen auch in schlimmen Zeiten immer begleiteten.
Veranstaltet vom Bündnis "Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus – 27. Januar" Eintritt: fünf Euro, ermäßigt drei Euro

Mittwoch, 30. Januar 2008, 14 Uhr
Medizin im Nationalsozialismus in Göttingen – Stadtrundgang
Dauer: ca. 1 ½ - 2 Stunden
Die Stadtführung vermittelt auf dem Gelände des ehemaligen Universitätsklinikums die Geschichte der medizinischen Wissenschaften im Nationalsozialismus und ausgewählter Professoren der Medizinischen Fakultät der Universität Göttingen. Rund 1600 Männer und Frauen wurden während der Zeit des Nationalsozialismus in Göttinger Universitätskliniken zwangssterilisiert. In den Uniklinken waren ZwangsarbeiterInnen beschäftigt. Welche Haltung hatten Göttinger Medizinwissenschaftler zur rassistischen Gesundheitspolitik der Nationalsozialisten? Wie verliefen ihre Karrieren in der NS-Zeit und nach 1945?
Treffpunkt: Haupteingang der Neuen Universitätsbibliothek, Platz der Göttinger Sieben 1, Göttingen Eine Anmeldung ist nicht erforderlich!
Veranstaltet von der Geschichtswerkstatt Göttingen e.V.

Mittwoch, 30. Januar 2008, 18 Uhr Universität Göttingen, Zentrales Hörsaalgebäude (ZHG), Raum 101
Krieg, Massaker, Genozid – Formen des Massentods im Zweiten Weltkrieg
Vortrag mit dem Historiker Michael Geyer (Universität Chicago)
In seinem aktuellen Forschungsprojekt untersucht der international renommierte Historiker Michael Geyer, Professor für Deutsche und Europäische Geschichte an der Universität Chicago, die deutschen Niederlagen des Ersten und des Zweiten Weltkriegs und deren gesellschaftliche Nachwirkungen. Dabei geht es insbesondere um die Bedeutung kollektiver Erfahrungen und Vorstellungen von katastrophischer Zuspitzung unter dem Eindruck der extremen Gewalt in den Endphasen der beiden Weltkriege.
Veranstaltet vom Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte der Universität Göttingen und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit

Montag, 4. Februar 2008, 20 Uhr Lokhalle, Bahnhofsallee 1b, Göttingen
"Erniedrigt, recht- und schutzlos": Zwangsarbeit für die Reichsbahn in Südniedersachsen
Vortrag mit dem Lokalhistoriker und Kulturwissenschaftler Günther Siedbürger
Die Deutsche Reichsbahn war neben der Vernichtung der Juden auch am anderen großen Kriegsverbrechen des Nationalsozialismus, der Zwangsarbeit, beteiligt. Hier wirkte sie nicht nur als modernes Massenverkehrsmittel an den Deportationen der Verschleppten nach Deutschland mit, sondern beutete als Großunternehmen auch aktiv Zwangsarbeitende aus. In Südniedersachsen dürften die verschiedenen Eisenbahnbetriebe dabei sogar an erster Stelle gestanden haben. Wo überall befanden sich die Lager und Arbeitsplätze von Eisenbahn-Zwangsarbeitern in der Region? Wie waren die Lebensbedingungen der Zwangsarbeitenden? Gab es Berührungspunkte mit der heimischen Bevölkerung?
Veranstaltet von der Geschichtswerkstatt Göttingen e.V.

Montag, 4. Februar 2008, 20 Uhr
"Ich werde nicht den ersten Stein aufheben"
Briefe von Hannah Vogt aus dem KZ Moringen
Szenische Lesung im Klassenzimmer
Die damals 23-jährige kommunistische Aktivistin Hannah Vogt kam aufgrund einer Flugblattaktion als eine der ersten weiblichen Häftlinge in das KZ Moringen. Ihre Auseinandersetzung mit der Haft und die beginnende Maschinerie des NS-Terrors wird aus Hannah Vogts Briefen an ihre Familie deutlich. Szenische Lesung im Klassenzimmer ab 7. Jahrgang mit Katharina Merschel vom Deutschen Theater in Göttingen. Einrichtung: Christoph Huber Eine Kooperation vom Deutschen Theater in Göttingen und der KZ-Gedenkstätte Moringen. Zu buchen über das DT in Göttingen: 0551-49 69 11. Kosten: zwei Euro pro Schüler/in
Weitere Informationen hält die KZ-Gedenkstätte Moringen bereit: Telefon 05554-2520, Mail: info@gedenkstaette-moringen.de