Göttinger Frauengeschichte im 19. Jahrhundert

Gänseliesel Von Dienstbesen, Hökerweibern
und gelehrten Frauenzimmern...

Ein virtueller Stadtrundgang

In der traditionellen Geschichtsschreibung und auch in den Schulbüchern kommen Frauen nur sehr selten vor. Einzelne Berühmtheiten wie z.B. Katharina die Große oder Maria Theresia sind die Ausnahme. Wir bieten einen Stadtrundgang zur Frauengeschichte in Göttingen an, um Frauen aus allen Schichten als aktive, handelnde Personen in der Geschichte sichtbar zu machen.

Männer sind nur die eine Hälfte der Menschheit, auch wenn uns die Geschichtsschreibung das Bild vermittelt, nur sie wären es, die Geschichte "machen".
Mit dem Rundgang erschließen wir uns die vielfältigen Lebens- und Arbeitsbereiche von Göttingerinnen, erkennen die unterschiedlichen Formen der Diskriminierung und Unterdrückung, denen Frauen zu verschiedenen Zeiten in unterschiedlichen Ausprägungen ausgesetzt waren. Wir erfahren aber ebenso von Veränderungen und Kontinuitäten, von Auf- und Abwertungen, und wir erfahren von Frauen, die die vorgegebenen Grenzen nicht akzeptiert haben, sondern den Ungerechtigkeiten ihre Kraft entgegengesetzt haben. Die Beschäftigung mit Frauen in der Geschichte, ihrem Leben, ihren Gedanken, ihren erfolgreichen und gescheiterten Kämpfen kann uns Beispiel und Ermutigung sein. Sie kann uns sensibel machen für Diskriminierung heute und uns aufzeigen, daß Frauenunterdrückung bzw. Frauen- und Männerrollen nicht statisch sind, sondern historisch bedingt und veränderbar. Geschichte ist die Grundlage für die Gegenwart.

Der Stadtrundgang bietet eine neue, erweiterte Sicht auf Göttingen und seine Vergangenheit. Dabei geht es uns nicht darum, d i e Frauengeschichte Göttingens darzustellen. Wir versuchen, die vielfältigen Lebensbereiche und Bedingungen von Frauen aus den unterschiedlichsten Schichten Göttingens zwischen 1750 und 1930 in Ausschnitten vorzustellen. Der Schwerpunkt liegt im 19. Jahrhundert. Es geht uns darum, gerade in unserer eigenen Stadt, unserer alltäglichen Umgebung Frauen und die Spuren ihres Lebens und Wirkens sichtbar zu machen.

Der Rundgang durch die Innenstadt Göttingens besteht aus zehn Stationen und dauert ca. zwei Stunden. Er beginnt am Gänseliesel mit der Frage, warum ein kleines Mädchen zum Wahrzeichen Göttingens wurde, behandelt dann verschiedene Formen der Frauenerwerbsarbeit, Marktfrauen, Fabrikarbeiterinnen und Dienstmädchen, deren Arbeitsbedingungen und Lebenssituationen. Er führt weiter zum ehemaligen Entbindungshaus, ins frühere Armenviertel mit den Themen Armut und Prostitution, zur ersten öffentlichen Mädchenschule und endet mit berühmten und zugleich vergessenen Göttingerinnen. Wir übernehmen diese Reihenfolge in der vorliegenden Präsentation.